Dienstag, 9. Februar 2016

{Geschichte - Sachbuch} Wir waren nicht alle Widerstandskämpfer

Hallo Leute!

Etwa die Hälfte meiner Verwandtschaft stammt aus der ehemaligen DDR. Ich war als sehr kleines Kind sogar mal da und war irgendwie fasziniert vom Leben im damaligen Berlin. Später hat es mich schon sehr beschäftigt, warum sich die Leute gegen das Regime erst so spät gewährt hat...

Wir Angepassten: Überleben in der DDR
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Daten
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Autor: Roland Jahn
Verlag: Piper
ISBN: 3492308163
Preis: 9,99€
Taschenbuch, 192 Seiten


Inhalt
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Das Leben in der DDR ist heutzutage für uns kaum noch vorstellbar - ein Leben unter ständiger Kontrolle des Staates.

Roland Jahn beschäftigt sich eben mit diesem Thema. Warum gab es innerhalb des Staates kaum Widerstand? Und vor allem, wie viel Spielraum hat man als Individuum, sich gegen diese Repressionen zu wehren. Viele der Bürger sahen eben nur diesen einen Ausweg - sie passten sich an die Begebenheiten an, um nicht im Gefängnis zu landen.

Dabei klagt er allerdings keineswegs den "Unrechtstaat" an, sondern es ist viel mehr eine neutrale Schilderung der Verhältnisse die damals herrschten und der Maßnahmen die man nutzte, um das Volk unter Kontrolle zu behalten.

Gleichzeitig schildert er aber auch die interessante Atmosphäre, in der Lehrer etwas lehrten, von dem sie selbst nicht überzeugt waren, aus Angst vor dem Abstieg und dem Verlust der Heimat.

Jahn selbst ist übrigens heute Leiter der Stasiunterlagenbehörde. Er entschied sich irgendwann doch zu einem Widerstand und wurde als Mitbegründer der oppositionellen Friedensgemeinschaft Jena 1983 zwangsausgebürgert und nach Westen abgeschoben.



Fazit
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Meine lebhafteste Erinnerung an meinen Besuch im damaligen Berlin war, dass ich mit meinen Ostdeutschen Verwandten im Auto saß und es richtigen Ärger gab, weil ich an dem Grenzübergang mit meinem Westdeutschen Kinderausweis nicht rübergedurft hätte. Meine Eltern wurden wegen dem Westdeutschen Kennzeichen gar nicht erst rangelassen. Ich war damals übrigens 4. Und irgendwann glaubte man meiner Verwandtschaft auch, dass meine Eltern auf der anderen Seite warten werden und ich durfte dann doch mit.

Ich war damals noch sehr jung, spürte aber direkt, dass da etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist.

Roland Jahn gelingt es mit diesem Buch auf eindrucksvolle Weise, die Repressalien in Erinnerung zu rufen, die bis vor 26 Jahren im Osten Deutschlands herrschten, die verhinderten, dass das Regime auseinanderfiel, weil die Leute sich fürchten mussten - nicht nur davor, den Studienplatz zu verlieren oder vor massivem sozialen Abstieg, sondern auch davor, dass man für immer weggesperrt wird.

Es ist ein Buch, mit dem sich jeder beschäftigen sollte, der eine Idee davon haben möchte, was ein Leben in der DDR bedeutete. Und es hilft, das Verständnis für das Leben in einer Diktatur zu entwickeln.

In diesem Sinne

Eure Anke

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