Freitag, 19. Februar 2016

{Sachbuch - Schicksal - Nazizeit} Der Jude und der Möbelbauer

Hallo Leute!

Gerade, wenn das eigene Leben auch 2 Generationen nach Kriegsende noch immer von den damaligen Geschehnissen bestimmt wurde (meine Großeltern erzählten sehr viel von ihrer Vertreibung), ist man von anderen Schicksalen besonders bewegt.

Dieses Buch hat mich gleich fasziniert, schließlich nimmt die Geschichte in meiner heutigen Heimat Wien ihren Anfang.

Und im Wienerwald stehen noch immer die Bäume
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Daten
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Autor: Elisabeth Asbrink
Verlag: btb
ISBN: 3442749824
Preis: 10,99€
Taschenbuch, 416 Seiten


Inhalt
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Otto Uhlmann wächst als ein eigentlich glückliches Kind in der Wiener Löwengasse auf. Er spielt gerne Fussball und geht gerne zur Schule.

Doch dann ändert sich für den jüdischen Jungen alles. Im November 1938 werden die Geschäfte geplündert, die Synagogen brennen. Seine Familie wird nur durch den Hausmeister geschützt. Fortan darf er sich nicht mehr in Parks aufhalten und auch nicht mehr zur Schule.

Ein unerträglicher Zustand für die Eltern, doch sie schaffen es, den Jungen aus der Stadt zu bringen. Die Schwedische Israelmission bietet damals die Möglichkeit, dass jüdisch-christliche Kinder ausreisen können. Und so wird der 13jährige am Wiener Ostbahnhof unter Tränen verabschiedet und in den Zug nach Schweden gebracht.

Dort landet er auf dem Hof des Mannes, der mit 17 Jahren den heute noch berühmten IKEA Konzern gründete - Ingvar Kamprad, seineszeichens ein glühender Anhänger der Nazipartei. Und dennoch werden die beiden enge Freunde.

Das Schicksal des jüdischen Jungen aus Wien wurde anhand von mehreren Hundert Briefen nachvollzogen, die die Eltern zuerst aus Wien und später aus dem KZ Theresienstadt schrieben nachvollzogen. Über die Jahrzehnte bewahrte Otto sie auf, sie zeichnen das Grauen nach, dem die Eltern in Wien ausgesetzt waren, denn kein Stein bliebt auf dem anderen im Leben der Familie und dennoch blieben die Bäume im Wienerwald stehen.


Fazit
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Was würde heute passieren, wenn noch einmal ähnliches wie 1938 passieren würde? Wenn Menschen auf die Straße getrieben und gefoltert würden? Wenn bestimmte Kinder von Bildung ausgeschlossen und nicht mehr in Parks gehen dürften? Gäbe es dann auch Menschen, die ihr Leben riskieren und sich dem entgegenstellen würden?

Diese Fragen stelle ich mir immer wieder, wenn ich solche Bücher lese (zuletzt auch "Der Jude mit dem Hakenkreuz"). Meine Familie war zwar nicht während des Krieges von solch einer Verfolgung betroffen, sondern danach. Aber auch da frage ich mich immer wieder, was es für mich bedeuten würde, innerhalb von 1 Stunde die Wohnung mit den wichtigsten Dingen zu verlassen.

Wie schon gesagt, mich hat diese Geschichte noch einmal besonders gerührt, weil ich die Straßen kenne, durch die die Familie zu Anfang läuft - und weil die Judenverfolgung in Wien, wie es mir scheint, noch einmal besonders grausam abläuft, musste man doch dem "Führer" gefällig sein, weil er Österreich erst kürzlich an das Deutsche Reich angegliedert hat.

Sehr bewegend lässt Elisabeth Asbrink die Briefe erzählen, die die Eltern ihrem Sohn geschrieben haben, die von mal zu mal dramatischer werden. Anfangs will man dem Jungen keine Angst machen, doch von Jahr zu Jahr schwindet die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Gleichzeitig entwickelt sich die Freundschaft zwischen Otto und dem beinahe gleichaltrigen Ingvar - Otto hilft fleißig auf dem Hof und muss nach dem Krieg beginnen, sein Leben ohne die Eltern auf die Reihe zu bekommen.

Von mir gibt es für dieses Buch ganz klare 5 Sterne.

In diesem Sinne

Eure Anke

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