Montag, 25. Januar 2016

{Sachbuch - Biografie - Nordkorea} Grausames Nordkorea

Hallo Leute!

Nordkorea ist ein Land, das nicht viel nach außen dringen lässt - nur Atomtests und prunkvolle Paraden dringen in die westliche Öffentlichkeit.Nur wenn mal jemandem die Flucht gelingt, erfährt man, wie es der Landbevölkerung dort wirklich geht...

Gegen den Strom
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Daten
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Autor: Chol "Timothy" Kang
Verlag: SCM Hänssler
ISBN: 377515695X
Preis: 16,95€
gebundene Ausgabe, 256 Seiten


Inhalt
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Timothy erzählt uns in diesem Buch seine Lebensgeschichte. Er wuchs als Chol auf in einem Bergwerksdistrikt am Rande von Nordkorea und seine Kindheit ist vor allem von einem geprägt: Vom Hunger. Schon mit 4 Jahren wird er losgeschickt, um etwas zu essen zu besorgen. Bereits in jungen Jahren stirbt sein Vater, weshalb er sich mit seiner Mutter mehr oder weniger alleine durchschlagen muss. Zwar kommen über die Heiratsvermittlung immer wieder Väter ins Spiel, die sind jedoch meist brutal zu Chol, weshalb sich die Mutter wieder trennt.

Dann, nach dem Tod des Diktators 1994, kommt die große Hungerkatastrophe bei der Millionen Nordkoreaner sterben. Chol muss Gräser sammeln, damit sich die Familie von der Wurzel ernähren kann, immer wieder wird er auch beim Stehlen erwischt. Doch eine große Hoffnung liegt über dem Distrikt - wenn einst der große und gütige neue Herrscher kommt, wird alles besser.

Doch nichts wird besser, weshalb Chol und seine Mutter das erste Mal über den großen, zugefrorenen Fluss nach China fliehen. Dort können sie bei Verwandten essen. Doch Chol wird alleine zurückgeschickt, weil seine Mutter mit dem Kind keine Arbeit findet. Er geht zurück in seinen Distrikt, nur um 1 Jahr später wieder nach China zurückzukehren. Nach langem Suchen findet er die Mutter wieder, doch sie müssen sich erneut trennen. Und da wissen sie noch nicht, dass sie sich niemals wiedersehen werden.

Und in China entdeckt Chol etwas, was in Nordkorea undenkbar wäre - er entdeckt die Religion, geht in eine Bibelschule. Und obwohl er weiß, dass er sich in große Gefahr begibt, will er zurück in sein Land und dort von seiner neu entdeckten Religiösität berichten.

Doch nun beginnt sein Martyrium erst - er wird relativ bald als Grenzflüchtling gefasst und wird von Gefängnis zu Gefängnis gereicht - immer in der Hoffnung, dass seine tiefe Religiösität nicht entdeckt wird. Denn dann ginge es in ein politisches Gefängnis, aus denen man niemals zurückkehrt. Das weiß Chol von seinem Opa, denn der hat mal beim Putzen ein Bild des großen Führers umgeworfen. In der Nacht darauf wurde er abgeholt und niemals wieder gesehen.

Mit einem sterbenden Mitinsassen schließt er einen Pakt - wenn er überlebt, will er der Welt von seiner Geschichte erzählen. Und schließlich gelingt tatsächlich die Flucht - über China nach Südkorea, wo Chol einen westlichen Namen angenommen hat und heute lebt.


Fazit
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Grausames Nordkorea. Man weiß inzwischen aus zahlreichen solcher Berichte, wie es dem Diktator gelingt, sein Volk derartig einzuschüchtern, dass mehrere Millionen an Hunger sterben und ihn dennoch für den großen und gütigen Führer halten. Von dieser Brutalität bekommen wir meist nur etwas mit, wenn mal wieder Atomwaffen getestet werden.

Und Timothy, das wird klar, erlebt die Brutalität aus erster Hand, die mich irgendwie erschreckender- und makabererweise ein bisschen an die Hunger Games erinnern. Man hört von grausamen Praktiken in den Gefängnissen, gleichzeitig gibt es aber auch gütige Mitinsassen, die ihre Essensrationen teilen. Man hört von einer Großmutter, die ihren halb verhungerten Enkel wegschickt, weil sie selbst nichts mehr zu essen hat.

Gleichzeitig hat Timothy einen derartig tiefen Glauben an Gott entwickelt, dass es schon beinahe beeindruckend ist, wie er den unter all dem Hunger und all den Schlägen nicht verloren hat - ich meine, freiwillig als eine Art Missionar in seine Heimat zurückzukehren, ist eben auch ein Unterfangen, was bei all der Überwachung in Korea herrscht, ohnehin schwierig geworden wäre, auch wenn Timothy nicht schon an der Grenze geschnappt worden wäre.

Das Buch kann man nicht schlecht bewerten, viel zu entsetzlich real sind die Geschichten, die Timothy erlebt hat. Ich ziehe dennoch einen Stern ab, denn der Sprachstil war für meine Begriffe manchmal etwas anstrengend. Das liegt vermutlich daran, dass es für uns westliche Menschen unbegreiflich ist, wie man nach solch einem Martyrium überhaupt noch an Gott glauben kann. Timothy tut es in fast schon übertriebenem Maße. Jeder zweite Absatz enthält ein Bibelzitat (gefühlt). Und das ist mir einfach ein bisschen viel, selbst für einen halbwegs gläubigen Menschen.

In diesem Sinne

Eure Anke

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