Donnerstag, 11. Juni 2015

[Rezension] Die Weltgeschichte schreibt keine Entschuldigungszettel

Hallo Leute!

Im jungen Alter habe auch ich damals die Wende mitgemacht, allerdings auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs. Und ich weiß noch, dass ich es ganz doof fand, dass damals Feuerwerk am falschen Tag war. Ich war gerade 6 Jahre alt.

In Erinnerungen schwelgt auch Peter Richter, immerhin damals schon 16 Jahre alt...

89/90
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Daten
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Autor: Peter Richter
Verlag: Luchterhand
ISBN:3630874622
Preis: 19,90€


Inhalt
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Peter ist 16 und lebt in Dresden. Wir schreiben das Jahr 89. Und Peter genießt das Leben in lauen Nächten am liebsten im Freibad mit seinen Freunden. Er ist Teil der letzten Generation, die den vormilitärischen Unterricht und die FDJ erlebt. Gleichzeitig ist er aber auch Teil einer Generation, die sich auflehnt gegen das politische System.

Und so berichtet der Autor autobiografisch, wie er damals die Wende, aber auch die Zeit danach erlebt hat. Wie etwa seine Kumpels aus dem Freibad zu waschechten Skinheads wurden und wie Hoffnungen doch nicht so erfüllt wurden, wie Peter es erwartet hatte.


Fazit
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Peter Richter ist Teil einer hoffnungsvollen Generation. Die Pubertät ist zwar schon schwer genug, bei ihm fällt sie aber ausgerechnet in die aufregendste Zeit der deutschen Geschichte. Und so erzählt er aus seiner Sicht, wie das alles damals so ablief. Grundsätzlich eine spannende Sache. Der pubertierende Junge im Fokus der Weltgeschichte - natürlich der Geilste (um es in der heutigen Jugendsprache zu sagen) geht gerne zu den FDJ Konzerten und erlebt die Wende an vorderster Front. Aber was macht man, wenn die Kumpels plötzlich als Neonazis Ausländer jagen? Was, wenn die Wende, die man gewollt hat, völlig aus dem Ruder läuft?

Beim Roman von Peter Richter muss ich allerdings einige Abstriche machen. Zum einen finde ich den Erzählstil sehr anstrengend. Vor allem in Bezug auf die ständigen Annotationen, die den Lesefluss genauso unterbrechen wie die Abkürzung der meisten Namen. Da verliert man nicht nur relativ schnell den Überblick, sondern auch die Leselust. Man braucht daher einiges an Konzentration, zumal man sich zahlreiche der Annotationen auch hätte sparen können - der geneigte Leser weiß wohl, was die SED ist.

An sich besticht die Geschichte aber durch die gekonnt ironisch-humorvolle Darstellung der Ereignisse rund um die Wende - ein lesenswertes Buch.

In diesem Sinne

Eure Anke

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