Montag, 2. Juni 2014

[Rezension] In die Zeit bin ich noch nicht gereist...

Hallo Leute!

Unterwegs bin ich ja viel. Als ich zuletzt in der Buchhandlung war, lenkte sich meine Aufmerksamkeit auf ein ganz spezielles Reisebuch zu einem Ziel, das ich noch nicht kannte - Das England des 14. Jahrhunderts...

Im Mittelalter - Handbuch für Zeitreisende
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Daten
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Autor: Ian Mortimer
Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-05605-2
Preis: 22,99 € (D) 23,70 € (A)


Inhalt
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Welcher kleine Junge hat nicht davon geträumt, in einer schweren Ritterrüstung durchs Land zu reiten, als er mal wieder mit den Eltern die hundertste Burgruine besichtigt hat mit den Bildern und den ausgestellten Rüstungen.

Dieses Buch wirft einen anderen Blick auf die Zeit zwischen 1300 und 1400. Bezogen auf England wird man in Städte und aufs Land entführt. Dabei wird man nicht mit historischen Ereignissen wie Thronwechseln bombadiert oder mit politischen Entscheidungen. Es geht viel mehr darum, wie die Menschen damals lebten, reisten, ums Überleben kämpften, schliefen, ihre Waren verkauften, was die Menschen damals für Hobbies hatten, was sie aßen und wie sie den Kot entsorgten oder sich wuschen. Es geht darum, wer was an den König zahlen musste, wer wem Lehenstreue schuldig war und wie sich das äußerte, wie sich damals Nachrichten verbreiten konnten (ganz ohne Internet).


Fazit
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Ich muss zugeben, ich liebe alte Ritterburgen, wie etwa die Burgruine Mödling oder die Burgruine von Dürnstein in der Wachau. Ich mag sowas fast noch lieber als die Schlösser der Renaissance oder die gotischen Kathedralen. Dem entsprechend habe ich schon einige Bücher über jene Zeit gelesen.

Dieses Buch hebt sich jedoch diesen Büchern gegenüber deutlich heraus, weil es sich nicht mit bestimmten, historischen Ereignissen, etwa Pestepidemien oder Königswechsel, beschäftigt, sondern eben vie mehr mit den Menschen, die damals lebten, die ihre Felder bestellten, ihre Waren verkauften oder mit dem Schiff bis nach Spanien oder Skandinavien reisten. Welche Verhältnisse herrschten damals unter Bord, wie lebten die Ärmsten der Armen. Es handelt eben nicht von einzelnen Personen und Ereignissen, sondern viel mehr von den Verhältnissen, die damals herrschten, gesellschaftlich wie politisch, kulturell wie ernährungstechnisch.

Es ist geschrieben, wie der Titel schon sagt, als Handbuch. Im Prinzip sollte man sich vorstellen, man sitzt grade in der Zeitmaschine und ein bereits Weitgereister sagt einem, was einen erwartet.

Für das Lesen ist natürlich ein bisschen Phantasie nötig, da man sich eben ein wenig in diese Zeit als Zeitreisender hineinversetzen muss. Dennoch gelingt es dem Autor perfekt, die Szenen vor dem Inneren Auge des Lesers erscheinen zu lassen. Er schreibt so wunderbar ausschmückend vom Diener, der voranreist, von den Stallburschen, die einem im Gasthaus das Pferd abnehmen, ihm Wasser geben und es füttern. Immer wieder kommen auch Szenen vor wie eine Zollforderung au einer Brücke usw.

Einiges wird durch Stiche aus dem 14. Jahrhundert illustriert, jedoch nicht alles. Dennoch hat man als Leser aber beinahe schon den Fäkalgestank der Sickergrube oder den Geruch nach Bier im Gasthaus in der Nase, hört die derben Witze der betrunkenen Gäste, man reitet 8 Stunden durch das Land und versucht sich zu orientieren - ganz ohne Smartphone.

Ich finde dieses Buch grandios gut, allerdings wohlmöglich nur, weil ich ein echter Mittelalterfan bin. Es regt die Phantasie an und ich bin schon auf meinen nächsten Besuch in einer Ritterburg gespannt - das Kopfkino, das ich dabei immer verspüre, wird durch dieses Buch sicherlich noch intensiver.

Von mir gibt es für das spannende Buch für alle Mittelalterfans klare 5 Sterne.

In diesem Sinne

Eure Anke


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