Mittwoch, 17. September 2014

[Rezension] Der Papst in jungen Jahren

Hallo Leute!

Als Katholik hat man ja häufig eine gewisse Faszination für den Papst. Als ich 2003 Johannes Paul II. gesehen habe, war ich völlig fasziniert. Nun stehe ich der Kirche heute schon etwas kritischer gegenüber, schließlich stamme ich ja aus dem Skandalbistum Limburg. Als der neue Papst gewählt wurde, war ich auch gleich ein bisschen skeptisch, habe mir aber auch gleich einige Bücher über ihn zugelegt. Eines davon: Bergoglios Liste.

Bergoglios Liste
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^

Daten
^^^^^^^^^^^^
Autor: Nello Scavo
Verlag: Herder
ISBN: 3451340461
Preis: 16,99€


Inhalt
^^^^^^^^^^^^
Der neue Papst - mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio - ist weit über 70. Und er stammt aus Argentinien. Wer sich historisch ein bisschen auskennt, wird wissen, dass in Argentinien der 70er und 80er Jahre eine skandalumwitterte Diktatur geführt durch Videla herrschte. Mehr als 30000 Menschen wurden verschleppt und teils getötet.

Schon kurz nach der Wahl wurde Bergoglio vorgeworfen, er hätte während der Diktatur andere Priester verraten und der Diktatur ausgeliefert. Besonders der Fall zweier Priester ging durch die Presse, die 6 Monate in Haft waren und von Bergoglio nicht gerettet wurden.

Doch dieses Buch erzählt eine andere Geschichte. Es erzählt die Geschichte des jungen Provinzial der Jesuitengemeinde in Argentinien, der unzählige Menschen gerettet hat, in dem er sich im Untergrund ein Netz aufbaute, um Leute zu verstecken und bei Bedarf außer Landes zu schaffen, Es erzählt die Geschichte verschiedener Personen, denen Bergoglio während der Diktatur das Leben gerettet hat, von jungen Seminaristen, die er bei den Jesuiten aufnahm, um sie vor der Diktatur zu schützen. Es erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, den er durch seinen Einsatz aus dem Gefängnis geholt hat oder die Geschichte einer Richterin, die er außer Landes gebracht hat.




Fazit
^^^^^^^^^^^^^^^^
Die Analogie zu Schindlers Liste liegt bei dem Buchtitel ja auf die Hand. Zwar hatte der Papst nie eine Liste, er hat einfach allen geholfen, die zu ihm kamen...

Ich finde das Buch äußerst interessant, eben weil es die Menschen direkt zu Wort kommen lässt, ohne dass es den Eindruck erweckt, großartig Partei für den Papst zu ergreifen. Sogar die beiden Priester, die er nicht geschützt haben soll, kommen zu Wort und erstatten Bericht, dass sie die Freilassung Bergoglio zu verdanken haben. Die Menschen, die hier reden, gingen auch nicht vorher an 20 Zeitungen, um Geld mit ihrer Geschichte zu verdienen. Die meisten leben sonst eher zurückgezogen.

Es ist ein tolles, solide recherchiertes und vor allem sehr glaubhaftes Buch, interessant zu lesen und zeigt einen Papst der Menschen, der mit seinen Seminaristen die Exerzitien kurzerhand in den Fluss verlegt, wenn es zu heiß ist (eben auch mal die Badehose anzieht) oder der Mutter eines geflohenen Mannes einen Umschlag mit Reisegeld in die Hand drückt, damit sie ihren Sohn in Italien besuchen kann.

Ein wirklich lehrreiches Buch, nicht nur in Bezug auf den Papst, sondern auch über die Militärdiktatur in Argentinien und die damalige Situation der Menschen, die ständig Angst hatten, zu Desperacios zu werden und vom Militär verschleppt zu werden. Der Papst konnte nicht allen Helfen - er macht aber den Eindruck, dass er das gerne getan hätte. Von mir gibt es 5 Sterne.

In diesem Sinne

Eure Anke

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen