Donnerstag, 5. November 2015

{Rezension} Sabine und ihre Großmutter

Hallo Leute!

Für meine Familie war der Zweite Weltkrieg durchaus schicksalshaft, alle 4 Großeltern stammten aus den Gebieten, die durch die Tschechen in Besitz genommen worden. Alle mussten ihre Heimat verlassen - 4 individuelle Schicksale, deren Zusammentreffen am Ende mich hervorgebracht hat. Und so hat mich dieses Buch wohl gleich in gewisser Weise in seinen Bann gezogen...

Die Mutter meiner Mutter
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Daten
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Autorin: Sabine Rennefanz
Verlag: Luchterhand
ISBN: 3630874541
Preis: 19,99€

Inhalt
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Am Ende des Krieges ist das Leben der 14jährigen Anna nicht mehr so, wie sie es kannte. Die Mutter ist tot, der Vater ist in Gefangenschaft bei den Russen. Sie ist alleine mit ihren kleinen Brüdern und sie muss fliehen.

Auf der Flucht landet sie im Dorf Kosakenberg in der russischen Besatzungszone. Sie findet bei der Familie Wendler Unterschlupf, auf deren Hof sie für Kost und Logis arbeiten kann. Doch die Kindheit des Mädchens ist vorbei. Doch ihre Heimat Schlesien trägt sie immernoch im Herzen. Und wirklich willkommen fühlt sich der Flüchtling in ihrem neuen zu Hause nicht - und daher ist sie völlig traumatisiert - vom Krieg und von der Flucht - nur sehr langsam auch mit ihrem Geist in Kosakenberg angekommen.

4 Jahre später kommt Friedrich Stein aus der russischen Gefangenschaft nach Kosakenberg zurück. Der 20 Jahre ältere Mann macht Anna mit seiner entsetzlichen Traurigkeit Angst - und das zu Recht. Er vergewaltigt sie, Anna wird schwanger und muss ihren Peiniger heiraten. Noch 2 Töchter gehen aus dieser Ehe hervor, ehe sie nach einer geheimnisvollen Reise in die Stadt nicht mehr schwanger wird.


Fazit
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Wie fühlt man sich, wenn man vom Krieg traumatisiert wird? Wenn man fliehen muss? Sich in der neuen Heimat nicht willkommen fühlt? Nun, derzeit kommt ja wieder eine ganze Welle an Menschen auf uns zu, die man das fragen kann. Aber viele von euch werden Groß- oder Urgroßeltern haben, die genau das erleben mussten. Meine eigene Großmutter ist zwei Jahre älter wie Anna, als sie ihre Heimat verlassen musste. Und die einzige Geschichte, die ich bisher von ihr kenne, sie musste sich mal in ein Maisfeld fallen lassen, weil Russen auf sie geschossen haben - und die Geschichte kenne ich erst seit vergangenem Sommer (und ich bin inzwischen 31).

Das Trauma hat man auch bei den anderen Großeltern bis zu ihrem Tode gespürt - meine andere Oma etwa hat es nie geschafft, wieder in ihre alte Heimat zu reisen - mein Großvater ist mit seinen Söhnen damals alleine gefahren.

Und so erzählt uns die Autorin die (wahre) Lebensgeschichte ihrer Großmutter, die ganz alleine aus ihrer Heimat fliehen musste. Sie erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, das mit dem Tode ihrer Mutter zur Erwachsenen wurde, die sich um ihre Brüder kümmern musste, die fliehen musste, ihre Heimat, ihre Freunde hinter sich lassen, nur um in einem kleinen Dorf in der russischen Besatzungszone wieder Fuss zu fassen, was ihr nur sehr langsam gelingt - sie wird mehr benutzt, als dass sie ein freies, selbstbestimmtes Leben führen kann.

Für mich ein wirklich rührendes Buch, eben weil ich schon versucht habe, mich mit der Geschichte meiner eigenen Familie auseinanderzusetzen. Doch Annas Schicksal ist bei weitem bewegender - denn meine Großmütter waren auf der Flucht beide nicht alleine, beide begleitet von ihren Eltern.

Von mir gibt es 5 Sterne.

In diesem Sinne

Eure Anke


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