Montag, 23. März 2015

[Rezension] Eigentlich ist es da ganz anders

Hallo Leute!

Was treibt eine Frau mit Ende 20 in den Krieg? Nein, keine Sorge, in dem Buch geht es nicht um eine abgedrehte Dschihadistin, die sich vom Deutschland aus auf den Weg macht. Die junge Journalistin entscheidet sich ausgerechnet für Afghanistan um von dort aus zu berichten...

Ausgerechnet Kabul
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Daten
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Autorin: Ronja von Wurmb-Seibel
Verlag: DVA
ISBN: 978-3-421-04676-5
Preis: 17,99€


Inhalt
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Ausgerechnet Kabul? Das wird Ronja von Wurmb-Seibel von allen Seiten gefragt, als sich die junge Journalistin für den Umzug entscheidet. Sie ist gerade 27 und hat seit ihrem ersten Besuch 2012 eine gewisse Faszination für das Land, für die Menschen dort und deren Geschichten.

So steht bei ihrem Umzug bereits fest, dass die ISAF-Truppen abziehen werden. Das Leben ihrer Freunde und Bekannten ist bestimmt von Restriktionen, sie dürfen von ihren Firmen aus nur in bestimmte Restaurants und in bestimmte Gegenden. Doch Ronja ist als freie Journalistin nicht an solche Dinge gebunden. So lernt sie Afghanistan in allen Facetten kennen.

Sie spricht mit kleinen Mädchen, die Armbänder und Tücher am Eingang zum Lager der Amerikaner verkaufen und damit mehr verdienen als Erwachsene, die den ganzen Tag unter härtesten Bedingungen arbeiten. Sie lernt aber gleichzeitig auch Soldaten kennen, die noch nie mit einem Afghanen gesprochen haben. Sie erlebt Schulklassen im Museum für Blindgänger. Dort sollen sie lernen, wie man sich dagegen schützt.

Sie fährt aber auch in die Außenlager der Bundeswehr, nach Masar-e Sharif und Faisabad um zu erfahren, was vom Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan bleibt. Dort lernt sie einen ehemaligen Übersetzer kennen, der jetzt um sein Leben fürchten muss, weil er mit den Ausländern zusammengearbeitet hatt. Sie berichtet aber auch von einem der wenigen Soldaten, die mit den Afghanen wirklich in Kontakt getreten sind.


Fazit
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Mit "Ausgerechnet Kabul" ist ein außergewöhnliches Buch entstanden. In den Nachrichten gewinnt man häufig den Eindruck, den auch viele Soldaten in ihre Lager treibt. Afghanen sind gefährlich, dreckig und ungebildet.

Da sich die junge Frau aufgrund ihres Daseins als Ausländerin, die die Kultur aber akzeptiert und ohne Restriktionen der sogenannten White List bewegen kann, erlebt sie ein anderes Afghanistan - sie porträtiert Menschen zwischen Stolz und Verletzlichkeit, zwischen Stärke und Schmerz. Beinahe jeder, den sie kennenlernt, hat Menschen im Krieg verloren, viele haben schon das Chaos nach dem Abzug der Sowjets vor beinahe 30 Jahren erlebt. Dabei schreibt sie von Menschen und Geschichten, die sie selbst getroffen und erlebt hat.

Über all den Geschichten steht die Frage "Was bleibt, wenn der Krieg für uns vorbei ist?" Und die Antwort ist nicht ganz einfach. Gebracht hat es - wie man am Aufkeimen der IS-Bewegung sieht - nicht allzu viel. Statt Alkaida sind es eben jetzt andere, die die Menschen in der Gegend terrorisieren.

Ein wirklich bewegendes Porträt von Menschen im Krieg, was sie bewegt und wie der Krieg das Leben dort verändert hat. Ein Buch, das man gelesen haben sollte!

In diesem Sinne

Eure Anke

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