Hallo Leute!
Die aufreibende Geschichte von Natascha Kampusch dürfte wohl jedem noch im Gedächtnis sein. Sie war gerade 10 Jahre alt, als sie auf dem Weg zur Schule von Wolfgang Priklopil entführt wurde. 3096 Tage blieb sie in seiner Gewalt, viel Zeit verbrachte sie in einem kleinen Verlies im Keller. Erst im Alter von 18 Jahren gelang ihr die Flucht - und von nun an begann ein medialer Hype, der auch 10 Jahre nach dieser Flucht nicht abgerissen hat.
10 Jahre Freiheit
Daten
Autorin: Natascha Kampusch
Verlag: List
ISBN: 3471351299
Preis: 19,99€
gebundenes Buch, 240 Seiten
Inhalt
In einem Alter von gerade einmal 10 Jahren passiert das Schreckliche - Natascha wird auf dem Weg zur Schule entführt. Der "Täter", wie sie ihn nennt, Wolfgang Priklopil, hat in seinem Haus in Strasshof an der Nordbahn ein Verlies für sie gebaut, was die nächsten 8 1/2 Jahre das zu Hause des Mädchens wird. Er übernimmt die totale Kontrolle über sie, bis ihr nach 3096 Tagen die Flucht gelingt.
In diesem Buch berichtet Natascha von ihren Erlebnissen in den 10 Jahren nach ihrer Flucht - als sie vom Gefängnis bei Priklopil direkt in ein weiteres Gefängnis geworfen wird, das der medialen Öffentlichkeit. Jeder ihrer Schritte wird kontrolliert.
Und Natascha wird zu einer Art Projektionsfigur - alles wird ihr vorgeworfen, sie soll freiwillig bei Priklopil geblieben sein, weil sie nicht mehr in ihre zerrüttete Familie zurückkehren wollte, einige sagen sogar, dass sie eine Liebesbeziehung mit dem Fernmeldetechniker gehabt haben soll.
Wer am meisten darunter leidet, ist natürlich Natascha selbst, der es auch nach 10 Jahren nicht gelungen ist, mit beiden Beinen im Leben zu stehen und einfach nur Natascha zu sein.
Fazit
Man weiß immer gar nicht so richtig, was man zum Fall Kampusch sagen soll. Vor allem seitdem ich selbst in Wien lebe, fällt mir auf, wie sehr der Fall Kampusch die Menschen noch immer beschäftigt. Und überraschenderweise ist es ein gigantischer Hass, der der jungen Frau entgegenströmt. Als das Buch in die Medien kam, hieß es wieder "Och, schon wieder ein Buch, die Kampusch braucht wohl Geld" im Bus.
Meiner Meinung nach ist sie ein bisschen an falsche Medienberater geraten - denn eigentlich will sie doch nur ein normales Leben führen. Wäre sie damals nicht in die Öffentlichkeit getreten sondern hätte "ihr" Leben begonnen, wäre es alles vielleicht etwas ruhiger geworden um sie.
Mir tut Natascha vor allem leid. Für so viele Menschen dient sie als Projektionsfläche von Verschwörungstheorien, die sie auch 10 Jahre nach Ende ihrer Zeit im Verlies nicht zur Ruhe kommen lassen. Das Buch scheint mir fast wie ein Hilfeschrei, ein Erklärungsversuch, warum Natascha nicht so richtig in das Bildnis eines Opfers passen will. Man kann sich richtig in das Mädel hineinfühlen, das ein paar Jahre jünger ist als ich und plötzlich aus dem Keller mitten in eine polarisierte Gesellschaft geworfen wird und für die gefühlt ihre Gefangenschaft auch 10 Jahre nach ihrer Befreiung nicht zu Ende gehen soll.
In diesem Sinne
Eure Anke
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