Dienstag, 8. Dezember 2015

{Biografie - Sachbuch} Kann er es reißen?

Hallo Leute!

Die katholische Kirche... Über die Donaumonarchie hat man mal gesagt, sie sei der "Kranke Mann an der Donau" - dann ist sie wohl der kranke Mann aus Rom. Ich selbst war früher begeisterter Katholik, der Papst (damals noch Johannes Paul II.) hat immer eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt. Allerdings bin ich in einem Bistum aufgewachsen, das wohl wie kein Zweites für Verschwendungssucht der Obrigen steht - diejenigen, die häufiger Nachrichten lesen, werden wissen, von welchem ich rede... Natürlich Limburg.

Nun häuften sich die Skandale im Vatikan immer mehr, bis der alte Papst Benedikt keinen Bock mehr hatte - es trat ein Mann aus Argentinien auf den Plan, auf dem von nun an alle Hoffnungen ruhten...

Franziskus - Zeichen der Hoffnung
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Daten
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Autor: Andreas Englisch
Verlag: btb
ISBN: 3442748801
Preis: 9,99€
Taschenbuch, 432 Seiten


Inhalt
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Andreas Englisch ist wohl DER Vatikanexperte in Deutschland. Schon seit 1987 ist er Teil des Springerbüros in Rom, seit 1992 leitet er es sogar. Bei diesem Job begleitete er schon 3 Päpste auf Schritt und Tritt, ist bei den legendären Flugzeug-Pressekonferenzen dabei - kaum ein Journalist kennt die Abläufe im Vatikan wie er. Auch zahlreiche Bücher - Hauptsächlich Papstbiografien - stammen aus seiner Feder.

Die Geschichte in diesem Buch spielt sich in der Hauptsache im Jahr 2013 ab, als die Schocknachricht für alle Katholiken um die Welt ging - Papst Benedikt legt überraschend alle Ämter nieder, scheinbar müde geworden aufgrund der vielen Skandale, die sich um ihn herum abspielen - von seinen Kardinälen immer weiter entmachtet, schien ihm jedliche Kraft zu fehlen, das Steuer herumzureißen.

Kurze Zeit später wurde mit Jorge Bergoglio der erste Südamerikaner überhaupt auf den Stuhl Petri gewählt, er gab sich den Namen Franziskus nach Franz von Assisi. Und das sollte auch der Hauptteil seines Programmes werden. Als Priester und Bischof von Buenes Aires arbeitete er viel in den Armenvierteln, er fuhr gerne mit der U-Bahn in seiner Heimat, der Chaffeur war bald Arbeitslos. Schnell wird klar, er ist ein Mann der Tat und weniger ein Mann, der für das Amt des Papstes lebt. Und schell ranken sich zahllose Mythen um den Papst - vor allem unter der Militärjunta soll er keine unproblematische Rolle gespielt haben (Gerüchteweise). Gleich als erstes tut er Undenkbares - er zieht nicht in den päpstlichen Palast ein, sondern er wählt die wesentlich bescheidenere Unterkunft im Gästehaus Santa Marta. Das ist der Beginn einer Revolution - denn der Papst lebt nicht mehr abgeschieden, nur die Informationen seiner Kardinäle dringen zu ihm durch - er lebt mitten drin.


Fazit
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Umstritten aber durchaus spannend, so empfinde ich Papst Franziskus. Er will die Kirche verändern und sich dabei auf gar keinen Fall hinter dicken Mauern verstecken. Er ist weniger darauf bedacht, das Vermögen der Kirche zu mehren, sondern viel mehr darauf, die Kirche wieder in die richtige Bahn zu lenken - er besucht als erste Reise die Flüchtlingsinsel Lampedusa und er räumt auch in seiner Kurie zu allererst so richtig auf. Eigentlich wundert es mich, dass er bei diesen vielen, nur auf ihre eigene Macht bedachten Kardinälen noch kein Gift in seinem Tee hatte.

Dieser Papst mischt sich ein, er lässt sich weder verbieten, spontan mit dem Papamobil einen anderen Weg zu nehmen oder mit seinen Mitarbeitern in der Kantine zu speisen. Eigentlich ist er genau das, was die Kirche braucht - allerdings bin ich der Meinung, dass er es trotzdem schwer haben wird, die Umformungen nach seinem Willen durchzusetzen, viel zu viele mächtige Kardinäle werden etwas dagegen haben. Ich bin gespannt, wie die Reise weitergeht...

In diesem Sinne

Eure Anke

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