Hallo Leute!
Als Katholikin habe ich es heutzutage ja schwer, zumal der größte Teil meiner Kirchenkarriere (von Taufe über Messdiener bis Hochzeit) im inzwischen weltberühmten Bistum Limburg stattgefunden hat und darauf werde ich auch hier in Wien immer wieder angesprochen. Wer sich nicht erinnern kann, sollte mal "Protz-Bischof" googlen.
Und dann war er da, 2013, der Hoffnungsschimmer am Horizont, der neue, energische Oberhirte aus Südamerika. Und mit Kämpfer im Vatikan ist nun der zweite Teil seiner Herrschaftsanalyse aus der Feder des bekanntesten deutschen Vatikanjournalisten erschienen...
Der Kämpfer im Vatikan
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Daten
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Autor: Andreas Englisch
Verlag: C. Bertelsmann
ISBN: 3570102793
Preis: 19,99€
gebundene Ausgabe, 384 Seiten
Inhalt
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Im ersten Teil "Zeichen der Hoffnung" beschäftigt sich Vatikanist Andreas Englisch mit den ersten 100 Tagen der Herrschaft Jorge Mario Bergoglios und damit mit dem Übergang von Josef Ratzinger, dem Mann der Schrift, zum Südamerikaner, dem Mann der Tat.
In Kämpfer im Vatikan berschreibt Engisch nun, was sich im Vatikan alles danach getan hat - alleine schon dadurch, dass Franziskus sich nicht abschirmen lässt. Er zieht nicht in den Palais, sondern bleibt im Gästehaus Santa Marta, und das nicht - wie man zuerst meinen könnte - weil er bescheiden leben möchte, sondern weil er dadurch mittendrin ist, er isst mit in der Kantine und kontrolliert den Zugang zu sich selbst, er entscheidet, wen er empfängt und wen nicht. Er führt persönliche Gespräche mit jedem Mitarbeiter des Vatikans und behält auch bei jeder Pressekonferenz die Fäden selbst in der Hand (Bei Benedikt mussten Fragen zunächst schriftlich beim Kardinalstaatssekretär bewilligt werden).
In seiner Weihnachtsansprache 2014 geht Franziskus sogar einen Schritt weiter - er wirft der Kurie eine gewisse Sucht nach Macht vor, die nichts mehr mit dem zu tun hat, was Jesus vorgelebt hat. Die kirchliche Kurie ist geprägt von Hochmut. Er spricht sogar von einer "Spirituellen Alzheimer" und "gottlosen Bürokraten".
Andreas Englisch wirft aber auch einen Blick hinter die Kulissen. Er beispielsweise lernte Bergoglio als einen sehr ernsten Mann kennen, der kaum ein Lächeln fand. Als Papst aber machte er eine Wandlung durch, damit er das repräsentieren kann, was man vom Papst erwartet. Aber gleichzeitig ist er listig und durchdacht und treibt seine Leibwache manchmal zum absoluten Wahnsinn...
Fazit
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Ein Mensch alleine hat es erfahrungsgemäß schwer, eine Revolution loszutreten - und nichts anderes ist es ja, was Franziskus fordert - ein völliges Umdenken, ein Zurückfinden zu dem, was Kirche eigentlich sein sollte - eine Kirche, die nicht darauf bedacht ist, Schätze anzuhäufen, im Luxus zu leben, während gleichzeitig in Afrika Kinder verhungern. Der Mann macht den Mund auf und handelt sich dabei nicht gerade Sympathien bei seiner Kurie ein. Aber er bekommt Sympathien beim Volk, mehr vermutlich als viele Mächtige sich wünschen würden.
Aber solche Jahrhunderte alte Strukturen niederzureißen, das funktioniert sicherlich nicht von heute auf morgen, zumal man mit dem Tausch des Papstes ja nicht gleich auch die gesamte Struktur ausgetauscht hat, die gesamte Bürokratie usw.
Ob der Papst Erfolg haben wird - man würde es sich nicht nur für ihn, sondern auch für die Kirche wirklich wünschen.
In diesem Sinne
Eure Anke
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