Freitag, 1. Mai 2015

[Rezension] Kim, der kleine, dicke Despot

Hallo Leute!

Fragt mich nicht, warum, aber irgendwie fasziniert mich Nordkorea sehr. Nicht, weil ich es besonders toll finde, wie dort mit den Menschen umgegangen wird, eher im Gegenteil. Aber dennoch hat der Kim Clan um Kim Jong-Il und Kim Jong-un es geschafft, das Land durch seine konsequente Abschottung zu einem Mythos zu machen...

Nordkorea - Innenansichten eines totalen Staates
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Daten
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Autor: Rüdiger Frank
Verlag: DVA
ISBN: 3421046417
Preis: 19,99€


Inhalt
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Rüdiger Frank ist einer der wenigen westlichen Journalisten, der Nordkorea regelmäßig besucht und auf seinen Reisen durchaus hinter die Kulissen des isoliertesten Staates der Erde geschaut.

Fundiert berichtet er zunächst über den Ursprung verschiedener Traditionen in Nordkorea. Es wird ein historischer Einblick darin gegeben, wie Nordkorea zu dem totalitären System wurde, denn schon unter Staatsgründer Kim il-sung wurde jedliche Form von Pluralismus komplett unterdrückt, das hat sich eben bis heute fortgesetzt.

Menschen liegen dem Enkel von il-sung bis heute zu Füßen. So nimmt Rüdiger Frank beispielsweise bei einer Art Massenspektakel teil, das sich Arirang nennt. Dabei treten 100 000 Mitwirkende vor 150 000 Zuschauern auf und bei dem 16000 Schulkinder mit einem Buch mit 200 unterschiedlichen Farben einen gigantischen Bildschirm darstellen. Dabei soll vermittelt werden, dass das Volk im Gleichklang der Bewegungen (also in der Konformität) am besten funktioniert. Sehr befremdlich.

Aber nicht nur auf die Menschen, die ihrem Führer scheinbar kritiklos folgen, geht der Autor näher ein, sondern auch auf die Politik und vor allem auf die Wirtschaft in Nordkorea. Mit Reformen tut man sich hierbei doch erheblich schwerer als in vielen anderen Gebieten. Besonders die Sonderwirtschaftszonen werden hier als mögliche Chance auf eine Versöhnung gesehen.


Fazit
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Ein bisschen DDR, nur noch wahnsinniger, so kommt mir Nordkorea immer vor, wenn im Fernsehen darüber berichtet wird - vielleicht sogar ein bisschen wie eine große Sekte, in der alle ihrem großen Führer zu Füßen liegen (müssen). Gleichzeitig schreibt er auch, wie mit Gegnern umgegangen wird, die dem Regime nicht folgen.

Deutlich merkt man, dass Rüdiger Frank einer der wohl größten Kenner Nordkoreas in Deutschland ist. Es ist spürbar, dass alle seine Aussagen nicht nur sachlich sind, sondern auch sehr fundiert - kurz gesagt, der Mann hat Ahnung von dem, was er sagt. Er nimmt das "System" doch deutlich mehr auseinander, als das Kim-Regime es zulassen würde. Besonders eindrücklich war für mich die Schilderung dieser Massenveranstaltung - er als Leipziger, sagt er, kannte das schon, wobei die technische Dimension eben deutlich ein paar Nummern über dem des DDR Regimes liegt.

Das Buch ist ein wirklich spannender und ausführlicher Blick in Geschichte und Gegenwart eines Landes, das auf einem in den Nachrichten immer sehr befremdlich wirkt. Sicher ein Buch, das auf Deutsch seines Gleichen sucht.

Als Urlaubsland wird Nordkorea es wohl in den nächsten 20 Jahren nicht auf meine Liste schaffen, aber wer weiß, vielleicht tut sich da ja mal was...

In diesem Sinne

Eure Anke

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