Donnerstag, 9. Juni 2016

{Sachbuch - Geschichte - Nazizeit} 16 Tage Pause für die Diktatur

Hallo Leute!

Die olympischen Spiele von 1936 in Berlin gehören nicht zuletzt dank der noch erhaltenen Gebäude zu den faszinierendsten Propagandashows des 20. Jahrhunderts. Ein bisschen kann man das Feeling noch erleben, wenn man im Olympiabad schwimmen geht oder wenn man das mächtige Olympiastadion anschaut.

Berlin 1936
^^^^^^^^^

Daten
^^^^
Autor: Oliver Hilmes
Verlag: Siedler
ISBN: 3827500591
Preis: 19,99€
gebundene Ausgabe, 304 Seiten


Inhalt
^^^^
Tag für Tag folgt Oliver Hilmes den Ereignissen in Berlin im Sommer 1936 - aber nicht, wer welche Medaillen geholt hat, interessiert ihn, sondern wie die unterschiedlichsten Menschen Olympia in Berlin erleben - vom halbjüdischen Funktionär (dem "Alibijuden") oder den Chef des IOC, der eigentlich große Bedenken gegenüber den Spielen im Nazireich hat  über Sportler aus allen möglichen Ländern und Besuchern der Spiele (egal ob Einheimisch oder Touristen).

Anhand von Aufzeichnungen, Briefen und Tagebüchern erzählt Hilmes vom Erlebnis "Olympia unterm Hakenkreuz" - von den vielen kleinen Anzeichen - etwa dass der Gewichtheber, der den olympischen Eid schwört, dabei nicht wie vorgesehen die olympische, sondern die Hakenkreuzfahne in die Hand nimmt.

Immer wieder taucht etwa der Engländer Thomas Wolfe auf. Den begleitet man durch das Berliner Kulturleben, in die Nachtclubs und Bars. Doch gleich zu Anfang äußert er seine Bedenken, dass er Berlin, die Stadt der er verfallen sei, wohl "nie wieder" sehen wird.


Fazit
^^^^
Die Spiele von Berlin sind ein einziges Propagandakonstrukt und wohl das erste Massengroßereignis - legendär sind ja unter anderem die Filme von Leni Riefenstahl, die immer wieder als Beispiel der großen Propagandaleistung gefeiert werden.

Oliver Hilmes folgt in seinem Buch den unterschiedlichsten Menschen für genau diese 16 Tage im August 1936. Und damit lässt er die Spiele lebendig wirken wie nie.

Als sehr überraschend empfand ich, dass man die Diktatur für die Zeit der Spiele in Berlin quasi völlig zurückgefahren hat um sich als ganz normale, weltoffene europäische Großstadt zu präsentieren. Hitler hat beispielsweise außer dem Eröffnungssatz während der Spiele kein öffentliches Wort gesprochen. Mit einem Blick von heute kann man natürlich analysieren, dass genau diese "Friedensliebe" Teil der Propagandastrategie der Nazis war. Die Bars waren offen, die Anti-Judenschilder wurden auf Dauer der Spiele im Keller eingemottet - doch im Hintergrund läuft noch immer alles auf den Krieg hinaus.

Ein tolles Buch mit überraschenden Einblicken.

Von mir gibt es klare 5 Sterne

In diesem Sinne

Eure Anke

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen