Montag, 2. November 2015

[Rezension] Eigentlich wollte er nur wandern

Hallo Leute!

Kirche und Glauben ist ja gerade heutzutage nicht wirklich jedermanns Sache. Trotzdem ist das Pilgern spätestens seit dem Buch von Hape Kerkeling voll im Trend. So machte sich Jean-Christophe Rufin auch auf den Jakobsweg, auch wenn er doch eigentlich nur besonders weit wandern wollte und da bietet der Jakobsweg ja eine optimale Infrastruktur.


Pilgern für Skeptiker
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Daten
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Autor: Jean-Christophe Rufin
Verlag: Knaus
ISBN: 3813506673
Preis: 19,99€


Inhalt
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Viele Leute brechen auf, um auf dem Jakobsweg den Sinn des Lebens zu erkunden. Doch das war für den französischen Arzt Jean-Christophe Rufin eigentlich nicht der Plan. Er sieht den Camino del Norte mehr als sportliche Herausforderung. Er wählt daher auch die weniger frequentierte Nordroute - will eigentlich gar keinen Kontakt zu den anderen Pilgern. Seine Route führt entlang des Küstengebirges durch Kalabrien und Asturien. Erst in Galizien treffen die klassische und die Nordroute aufeinander. Er zeltet auch lieber im Freien, so kann er nämlich die unruhigen Schlafsäle der Pilgerherbergen meiden.

Doch schnell merkt er, dass er sich der Magie des mehr als 1000 Jahre alten Weges nicht entziehen kann - auch wenn er nicht an einen Gott glaubt, der über alles wacht. Doch auf dem Weg macht er eine außergewöhnliche Wandlung durch. Irgendwann geht er sogar - obwohl völlig unreligiös - zur Abendmesse, weil er es für richtig hält.


Fazit
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Oh Gott, schon wieder ein Buch von jemandem, der den Jakobsweg gegangen ist. Das war ehrlicherweise mein erster Gedanke, als ich das Buch im Laden gesehen habe. Aber das "Für Skeptiker" hat mich irgendwie in Bann gezogen.

Der Jakobsweg für Wissenschaftler - so hätte man das Buch wohl auch überschreiben können. Mit einer fast schon wissenschaftlichen Neugier bestreitet der Arzt (immerhin saß er im Präsidium von Ärzte ohne Grenzen) den Jakobsweg, nicht aus einer besonderen Religiösität oder Spiritualität, sondern einfach nur, weil er herausfinden will, was mit ihm auf diesem Weg so passiert. Ein Antrieb, der mich wohl auch am ehesten dorthin führen würde.

Dabei stellt er fest, dass der Jakobsweg ihn zwar nicht religiöser gemacht hat, aber er hat ihn dennoch verändert - der Weg der Erkenntnis und der Selbsterkenntnis.

Ein sehr angenehmes Sachbuch - eine perfekte Synthese aus einer sehr eingehenden und präzisen Sprache und einem sehr angenehmen Humor. Was mich aber besonders beeindruckt und das Buch aus den anderen Jakobswegbüchern hervorhebt, ist die sehr angenehme Distanz zu Esoterik und Religion, die mich bisher immer ein wenig abgeschreckt hatte.

In diesem Sinne

Eure Anke

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