Montag, 2. März 2015

[Rezension] 2x quer durch Indien

Hallo Leute!

Heute darf ich euch ein ganz tolles Buch vorstellen - eine Art modernes Märchen, in dem Google Earth eine wichtige Rolle spielt und der Subkontinent Indien. Doch es ist kein Märchen, sondern die Geschichte des 5jährigen Saroo.


Mein langer Weg nach Hause
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Daten
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Autor: Saroo Brierly
Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3-548-37563-2
Preis: 11,99€ [D] 12,40€ [A]


Inhalt
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Saroo ist 5. Er lebt mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern in einem der ärmeren Viertel in einer der kleineren Städte von West-Indien. Eigentlich ist er glücklich und zufrieden. Gelegentlich fährt er mit seinen älteren Brüdern Kallu und Guddu mit dem Zug von Ginestlay ins benachbarte Berampur. Zumindest glaubt er, dass die Orte so heißen, er ist fünf und sprachlich nicht so weit gebildet.

Eines Tages fährt er mit Guddu wieder nach Berampur. Der große Bruder bettelt in den Zügen und manchmal verkauft er Zahnbürsten und Zahnpasta an die Leute, damit die Familie, die der Vater verlassen hat, einigermaßen über die Runden kommt.

Saroo bleibt am Bahnhof zurück und schläft auf dem Bahnsteig ein. Als er aufwacht, steht ein Zug am Gleis. Da er glaubt, Guddu wäre darin, um nach Hause zu fahren, steigt er ein. Und es kommt, wie es kommen muss, die Türen schließen und der Zug fährt los. Völlig verängstigt verkriecht er sich unter einer Bank. Er bekommt die Türen nicht auf, wenn der Zug stehenbleibt. Und so vergeht mehr als 1 Tag, bis Saroo aus dem Zug herauskommt. Er befindet sich nun in Kalkutta im Osten Indiens.

Aus Angst traut er sich nicht, Polizisten anzusprechen. So schlägt er sich (vermutlich) 5 Wochen alleine auf der Straße durch und ist dabei mehr als einmal in höchster Lebensgefahr. Schließlich kommt er doch bei der Polizei an - er kommt in ein Heim. Da man seine Familie nicht ausfindig machen kann, wird er 2 Monate später nach Australien adoptiert und wächst dort bei den Brierlys auf.

Doch je älter er wird, umso unzufriedener wird er. Er weiß, dass seine Familie noch lebt. Doch da der kleine Junge nicht wusste, wo genau er in den Zug gestiegen ist und wie lange er in dem Zug war, weiß er nicht, wo er suchen soll.

Auf dem College schließlich findet er ein neues Programm, was ihm hilft. Wie besessen versucht er, verschiedene Städte mit seiner Erinnerung zu vergleichen um den Ort seiner Kindheit zu finden. Mehr als 7 Jahre später kann er endlich auf die Reise gehen - auf eine Reise nach Hause.


Fazit
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Es gibt unzählige Kinder, die heutzutage in Familien auf einem anderen Kontinent aufwachsen, sei es aus China oder Peru, aus Indien oder Pakistan, solche Adoptionen sind heute Gang und Gebe. Und es ist wohl auch völlig normal, dass die Kinder irgendwann ihre Wurzeln erkunden.

Die Geschichte von Saroo jedoch fand ich wirklich bewegend - vielleicht weil ich selbst einen derzeit 5jährigen Neffen habe, der in Hamburg lebt. Gut, der ist wohl nie so alleine unterwegs, dass er versehentlich mit dem Zug in München landet und nicht mehr heim findet, aber dennoch kann ich mir gut vorstellen, wie sich der kleine fühlte. Voller Angst, alleine in der Millionenstadt Kalkutta, zwischen rivalisierenden Straßengangs und Hindutempeln. Und dann schließlich in einer ganz anderen Welt - das Haus, das ihm fast wie ein Palast vorkam, die Möglichkeit, zur Schule zu gehen und nicht in Zügen betteln zu müssen. Und dennoch kann man den Wunsch nachvollziehen zu erfahren, wo Saroo herkommt. Er nimmt alle Mühen auf sich, sucht jahrelang auf Google Earth bis er schließlich - als wäre es Schicksal - doch weit außerhalb seines Suchradius schaut und endlich die Stadt wiederfindet, in der er geboren wurde.

Ein grandioses Werk, berührend und herzerwärmend, einfach schön.

In diesem Sinne

Eure Anke

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