Montag, 29. Juni 2015

[Rezension] Europa nach dem Krieg

Hallo Leute!

Ich selbst bin ein waschechtes Flüchtlingsenkelkind - Beide Großelternpaare wurden nach dem zweiten Weltkrieg zu Vertriebenen, mussten ihre Heimat verlassen und irgendwo anders neu anfangen. Grade aufgrund der aktuellen Flüchtlingsdebatte und aufgrund meiner persönlichen familiären Hintergründe hat mich dieses Buch natürlich besonders gereizt,,,

Die Verjagten - Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts
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Daten
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Autor: Jan M. Piskorski
Verlag: Pantheon
ISBN: 357055273X
Preis: 14,99€


Inhalt
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Flüchtlingsbewegungen gibt es immer wieder - gerade bei Kriegen. Menschen werden entweder von Kampfhandlungen oder bitterer Armut und Verfolgung zur Flucht getrieben oder zwangsweise umgesiedelt. Uns in Deutschland scheint das allzu fern, immerhin haben wir in unserem Land nun 70 Jahre Frieden. Aber wenn man nur mal 25 Jahre zurückblickt, gab es innerhalb Deutschlands eine gigantische Flüchtlingsbewegung von Ost nach West. Ein paar Jahre später im Jugoslawienkonflikt, es liegt einem dann doch alles näher als man denkt.

Jan Piskorski fasst die größtenteils innereuropäischen Fluchtbewegungen im 20. Jahrhunderts mit besonderem Blick auf die beiden Weltkriege zusammen und spannt dabei einen Bogen hinein in die Zeit des Jugoslawienkrieges in den 90ern. Im Fokus dabei steht immer weniger die Politik, sondern viel mehr die Menschen. Er berichtet von ganz konkreten Familien und deren Erlebnissen während der Flucht.


Fazit
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Flucht ist gerade bei uns ein sehr emotionales Thema, das hier in Österreich ausgiebig diskutiert wird. Die vielen Flüchtlinge aus Afrika und den Gebieten in Syrien und dem Irak finden kaum mehr Platz, müssen in Zelten schlafen - sind am Ende dann aber doch wohl ganz froh, sicheren Boden unter den Füßen zu haben.

Und für meine Familie ist es wie gesagt ein besonderes Thema, da ich von 4 Flüchtlingsfamilien abstamme, zusätzlich ist auch der Großvater meines Mannes auch aus dem Sudetenland vertrieben worden. Vor allem mein Großvater erzählte mir als Kind viel von "Daheim".

Das Buch ist in dem Zusammenhang sehr interessant geschrieben. Interessant ist es vor allem deshalb, weil der Autor selbst ein Historiker aus Polen ist und daher von Natur aus einen ganz anderen Blickwinkel zum Fokusthema Vertreibung nach dem zweiten Weltkrieg einnimmt, als mein Opa einnimmt, der selbst betroffen war. Er erzählt die Geschichte relativ neutral und ohne großen Emotionen. Aber neben den Geschichten der Menschen stellt er auch den großen, historischen Zusammenhang dar, beschreibt "Wer", "Was", "Wie" und "Warum" entschieden wurde. Mit seiner Art provoziert er dabei zwar, was das aber in der noch immer anhaltenden Diskussion durchaus zu einem streitbaren und lesenswertem Buch macht.

In diesem Sinne

Eure Anke

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