Hallo Leute!
Ich lese ja sehr gerne Biografien. Eine Biografie, die in Österreich kürzlich durch die Medien ging, möchte ich euch heute vorstellen... Es geht um die Geschichte einer jungen Nonne.
Nicht mehr ich
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Daten
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Autor: Doris Wagner
Verlag: edition.a
ISBN: 399001109X
Preis: 21,90€
Inhalt
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Mit 15, also relativ früh, ist für Doris klar, dass sie eine göttliche Berufung erhalten hat. Auf der Suche nach der richtigen Gemeinschaft schaut sie sich gemeinsam mit ihrer Familie. Sie ist gerade 18, als sie in Fulda eine Schwester der Gottesfamilie kennenlernt. Relativ schnell fährt sie mit ihr nach Österreich in das Mutterhaus und lernt dort die Gemeinschaft kennen und wird relativ schnell hineingezogen. Doch vor ihrem Eintritt will sie zunächst ihr Abitur bestehen. Mit 19 schließlich geht sie endgültig zunächst nach Österreich ins Mutterhaus.
Die junge Frau muss sich dort relativ schnell den "Verantwortlichen" unterwerfen. Sie erfährt, dass ihre an sich schon immer sehr züchtige Kleidung abgeben und nur noch weitere Kleidung mit Blusen, die bis zum letzten Knopf am Hals geschlossen sein müssen tragen darf. Die Begründung dazu ist für die anderen Schwestern offensichtlich - man darf die männlichen Mitglieder der Gemeinschaft ja nicht zu sehr reizen.
Sie darf nicht mit den anderen Schwestern über persönliches reden und nur sehr eingeschränkt Kontakt zu ihren Eltern und Geschwistern haben darf.
Dann wird sie nach Rom geschickt. Im dortigen Ausbildungshaus gibt sich zu diesem Zeitpunkt das Who is Who der römischen Kurie die Klinke in die Hand. Darunter ist auch der damals nur in eingeweihten Kreisen bekannte Kardinal Josef Ratzinger.
In Rom wird die junge Frau immer tiefer in Sektenartige Strukturen hineingezogen. Bei persönlichen Bedenken und Gefühlen darf sie nur mit ihrer Verantwortlichen sprechen, mit Schwester Hilga, die auch in einer engen Beziehung zum inzwischen neuen Papst Benedikt XVI steht. Mit den männlichen Mitgliedern darf sie nicht in einem Raum sein, außer mit ihrem Beichtvater. Durch dieses systematische Unter-Druck-Setzen durch die Oberen zieht sie die Frau immer mehr in sich selbst zurück, beginnt nur noch zu funktionieren. Als sie sich eines Tages ein bisschen in einen der Brüder verliebt, wird sie sofort nach England geschickt.
Als sie zurückkehrt, soll sie von P. Alwin die Bibliothek übernehmen. Ihre Zimmernachbarin Esther scheint verstört, aber Doris denkt sich wenig dabei, da sie ja nicht mit ihr drüber reden darf. Kurze Zeit später wird Esther nach Irland versetzt.
Die Verantwortung für die Bibliothek trägt sie gemeinsam mit P. Jodok. Als er beginnt, ihr unangenehm nachzustellen. Er bedrängt sie, bis er schließlich abends in ihrem Zimmer auftaucht.
Fazit
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Nun ich gebs ja zu, ich bin katholisch, auch wenn ich mich beinahe dafür schäme, wenn ich lese, was in solchen sogenannten Gemeinschaften unter dem Denkmantel Gottes passiert und vor allem, wie damit umgegangen wird. Mehr noch als der Missbrauch hat mich der psychische Druck erstaunt, der die junge Frau in die absolute psychische Isolation getrieben hat. Nur dadurch hat die Frau sich die ersten Jahre überhaupt nicht gewehrt, aus Angst vor Repressalien durch die Oberen. Sie fürchtet, P. Jodok selbst dazu provoziert zu haben. Dadurch, dass sie erst durch P. Alwin einen echten Vertrauten im Orden findet, schafft sie schließlich den Absprung. Aber trotzdem dauert es Jahre, bis sie sich von der Zeit in der Gemeinschaft erholt hat. Und gleichzeitig macht sie klar, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt.
Das Buch ist sehr eindringlich und für mich absolut lesenswert, gerade wenn man, wie ich, der Kirche sehr kritisch gegenüberstehe. Es zeigt, wie leicht man sich als durchaus schlauer Mensch in solche Strukturen hineinziehen lässt, dabei ist es völlig egal, in welche Art von Strukturen. Allerdings ist es auch höchstinteressant, wie die Kirche damit umgegangen wird. Es wird äußerst glaubhaft geschildert! Es ist nicht wirklich etwas für schwache Nerven, gerade weil man sich häufig denkt "Warum lässt man sich sowas gefallen?"
Von mir gibt es ganz klare 5 Sterne und eine Empfehlung.
In diesem Sinne
Eure Anke
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