Donnerstag, 6. November 2014

[Rezension] Eine Frage der Familie

Hallo Leute!

In meinem Alter - um die 30 - kennt man wohl inzwischen mehrere Fälle, bei denen Menschen gepflegt werden müssen oder mussten. Bei mir waren es die eigenen Großeltern, erst Opa, den meine Oma gemeinsam mit meinen Eltern gepflegt wurde und nach Opas Tod kam dann Oma, die man nicht mehr alleine lassen konnte. Dass solche Fälle zu einem riesigen Problem für die Familie werden können, habe ich dabei gespürt, Von solchen "Fällen" spricht auch dieses Buch.








Eine Polin für Oma
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Daten
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Autorin: Ingeborg Haffert
Verlag: Econ
ISBN: 3430201667
Preis: 16,99€


Inhalt
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Das Buch spricht nicht nur theoretisch vom Pflegenotstand in Deutschland. Was früher die Töchter oder Schwiegertöchter machten, kann heute in Zeiten der Berufstätigkeit nicht mehr geleistet werden. Altenheime platzen aus allen Nähten und gleichzeitig haben diese zu wenig Personal um sich adäquat um die alten Menschen kümmern zu können. Häufig springen häusliche Pflegekräfte aus Osteuropa - hauptsächlich aus Polen - ein, um bei den alten Menschen einzuziehen, für sie zu kochen und sie zu pflegen, ohne dass sie die gewohnte Umgebung verlassen müssen.

In dem Buch kommen sowohl Betroffene alte Menschen oder deren Kinder zu Wort, die teils schwer zu kämpfen haben, nicht nur mit der Situation an sich, sondern auch damit, sich tatsächlich jemand Fremden ins Haus zu holen.

Auch die Arbeitskräfte aus Polen kommen zu Wort. Sie sprechen über ihre Arbeitsbedingungen, die in einer rechtlichen Grauzone liegen. Man erfährt, mit welchen Tricks gearbeitet wird, damit die Polinen nicht nach Deutschem Recht angestellt werden müssen. Viele sind bei Agenturen in Polen angestellt und somit quasi auf "Dienstreise" viele arbeiten auch einfach schwarz. Auch sprechen sie über ihren Kampf mit manch starrsinnigem Senioren, über Sprachbarrieren und ständig wechselnde Arbeitsstätten.


Fazit
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Nun Pflege ist eine sehr schwierige Geschichte, gerade heute, wenn die Kinder beruflich stark eingebunden sind, können sie es selbst nicht leisten. Wir waren selbst damals davor, für unsere Oma eine Polin zu holen. Doch meine Oma war nie einfach und hätte das wohl nicht gedultet. So kam sie in ein Altenheim in der Nähe, allerdings in ein wirklich Gutes, wo die Pflegerinnen sich sogar die Zeit nahmen, ein persönliches Verhältnis zu ihr aufzubauen. Trotzdem kam sie sich immer ein bisschen wie abgeschoben vor, obwohl sie wirklich fast jeden Tag Besuch von einem von uns bekam.

Anders war es bei einer Dame, die ich während meines Studiums in Gießen kennenlernte. Die hatte eine Pflegekraft aus Polen, die für sie fast zur Freundin geworden zu sein schien. Und sie schien auch wirklich happy damit zu sein. Aber wie schwer es die Polin hatte, merkte man schon alleine daran, dass sie alle 3 Monate (glaub ich) für einige Wochen zurück nach Polen musste. Sie war wohl von so einer Agentur.

Das Buch geht mit dem Thema Pflegenotstand wirklich schonungslos um und ist alleine dadurch so eindringlich, dass Betroffene aller Seiten - mit Angehörigen im Heim, mit einer Polin im Haus - aber auch Pflegekräfte an sich über ihr Leben und Leiden berichten. In vielen Dingen erkenne ich meine Eltern wieder. Mein Vater, der sich während der Zeit, die er meinen Opa mitpflegte quasi halbiert hat und während meine Oma im Heim war ihre Vorwürfe kaum ertragen konnte, die Kämpfe, die meine Mutter vor allem mit meiner - teils schon ein bisschen dementen - Oma aber auch mit den Pflegekräften im Heim ausfocht, der häusliche Pflegedienst, der zu meinem Opa kam. All diese eigenen Erlebnisse entdeckt man in diesem wirklich guten Sachbuch wieder. Es wird eine Hilfe sein für jeden, der irgendwann einmal sich der Frage stellen muss - Was tun mit Oma? Wohin mit Opa?

In diesem Sinne

Eure Anke

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